Girsu war eine sumerische Stadt im Süden Mesopotamiens, dem heutigen Süden des Iraks, im sog. Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Der moderne arabische Name lautet Tello (Tall Lawh). Die Besiedelung sowie die regionale und überregionale Bedeutung Girsus konnte bis in das 4. Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgt werden, wobei sich diese Stadt im 3. Jahrtausend v. Chr. auch zum religiösen Zentrum des damaligen Flächenstaates Lagas entwickelte.
Girsu wurde zwischen 1877 und 1933 umfassend ausgegraben. Bis 1900 wurden die Ausgrabungen von dem Franzosen Ernest de Sarzec geleitet, der die sog. Gudea-Statuen entdeckte. Eine Wiederauffüllung der Befunde hatte nicht stattgefunden, die Ausgrabungsstätte geriet in Vergessenheit. Diese, unter der Leitung von Sebastien Rey im Auftrag des British Museums 2016 wiederentdeckte und erneut ausgegrabene Stadt umfasst fragile Überreste monumentaler Architektur, u. a. den komplett aus Lehmsteinen errichteten Tempel von Ningirsu (Eninnu) sowie auch eine Struktur aus Backsteinen, die sog. Brücke von Girsu. Die archäologischen Schichten erstrecken sich in einem Zeitraum von über 5000 Jahren und beinhalteten Keilschrifttafeln, die erstmals die Existenz der Sumerer belegen sollten. Der mächtige Gott Ningirsu war der Schutzgott der Stadt, der einen erbitterten Kampf mit den Dämonen des Urgebirges führte, in dem Tigris und Euphrat entspringen, und so die Einführung von Bewässerung und Landwirtschaft in Sumer ermöglichte. Eine weitere zentrale Rolle übernahm der Herrscher Gudea, der vor viertausend Jahren Girsu regierte und die Renovierung prächtiger Tempel in Angriff nahm und diese auch vollendete. Zweitausend Jahre nach Gudea wurde die Tempelanlage vom Hohepriester und aramäischen König Adad-nadin-ahhe umgestaltet. Fasziniert von den alten sumerischen Ritualen, hielt er an der Tradition fest, die Fundamente aus Ziegelsteinen mit seinem Namen in aramäischer und griechischer Sprache zu versehen. Außerdem sammelte Adad-nadin-ahhe die Statuen von Gudea als heilige Antiquitäten und Verkörperungen der alten Könige, die in Teilen im Louvre in Paris zu besichtigen sind.
Der Tempel von Ningirsu ist auf einer leichten Anhöhung erbaut worden. Die Fülle an Ausgrabungsmaterial, das noch von früheren französischen Ausgrabungen stammt, wurde in unmittelbarer Nähe der Befunde als Dämme angelegt. Dies hat nun zur Folge, dass durch Witterung eingebrachtes Wasser seinen Weg in die Tempelanlage findet und so die bis zu 145 cm hohen Befunde aus Lehmsteinmauerwerk gefährdet. The British Museum holte ZRS Ingenieure aufgrund ihrer Expertise in der Konservierung von architektonischen Resten aus Lehmbaustoffen in das internationale und interdisziplinäre Team, um den derzeitigen Zustand des Tempels von Ningirsu festzustellen, geeignete Konzepte der Konservierung dieser Anlage sowie authentische Konservierungsmaterialien zu entwickeln.